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Wie, selber schreiben?!

Eine Kollegin, die uns in ein paar Monaten umzugsbedingt verlassen wird, hat nach einem Zwischenzeugnis gefragt, mit dem sie sich bei Betrieben in ihrer zukünftigen Heimat bewerben möchte.

Ich stellte meine übliche Frage: "Soll ich das machen oder willst du den Text selber schreiben?"

Sie guckte mich ungläubig mit großen Augen an und ich erklärte ihr, dass ich das grundsätzlich anbiete, um spätere Korrekturen und Diskussionen von und um bestimmte(n) Formulierungen oder Floskeln zu vermeiden. Warum sollte ich das auch nicht anbieten? Der Inhalt von diesen Zeugnissen ist erfahrungsgemäß das Papier nicht wert, auf dem die Dinger gedruckt sind.

Falls jemand einen Zeugnistext von mir erstellt bekommen möchte, stopfe ich den mit Superlativen, "stets" und "vollsten" nur so voll, bis der Schmalz vom Blatt tropft. Wenn jemand, der mich verarscht hat, richterlich angeordnet ein "wohlwollendes" Zeugnis zu bekommen hat, dann steht wohl jedem anderen Mitarbeiter, und selbst wenn dieser auch nur annähernd anständige Arbeit gemacht hat, ein Arbeitszeugnis der Spitzenklasse zu. ;-)

Ich gucke mir bei eingehenden Bewerbungen übrigens in den Zeugnissen im Grunde immer nur den letzten Satz an, in dem etwas über den Grund des Ausscheidens des jeweiligen Mitarbeiters steht.

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Kommentare

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Bernd am :

Schöner Ansatz. (Merkmodus)

0815 am :

Der letzte Satz zu den Gründen dürfte meistens gar nicht mehr hergeben als „verlässt uns zu unserem Bedauern auf eigenen Wunsch“. Manchmal ist das sogar ehrlich gemeint.

Diego am :

Das ist den ewig gleich heruntergenudelten Zeugnissen geschuldet. Ich habe mal in einer Anwaltskanzlei für mehrere Jahre gearbeitet und dort ein individuell geschriebenes Zeugnis erhalten. Ich komme darin an machen Stellen nicht ganz gut weg, aber es ist ehrlich und ungemein gut geschrieben.

Ein paar Jahre später legte ich dieses Zeugnis einem neuen potentiellen Arbeitgeber vor - und er war begeistert davon. Genau aus dem Grund, weil das Zeugnis tatsächlich den Namen verdiente.

Es gibt aber solche und solche. Und wenn Björn bei mir nur den letzten Satz gelesen hätte, so würde er nun wissen: Mit Herrn [...] verliere ich eine wichtige Stütze meiner Kanzlei [...]. Allein dieser Teil eines Satzes lässt vielleicht dann auch andere Personaler aufhorchen - und sie lesen dann das gesamte Zeugnis.

Draalo am :

Ich kommentiere mal hierhin weil es thematisch besser passt als bei dem Originalbeitrag:

Ein Zitat, das gerne Bill Gates in den Mund gelegt wird, lautet: "Ich würde immer einen faulen Menschen wählen, um einen schwierigen Job zu erledigen. Denn er würde sicherlich einen einfachen Weg finden, dies zu tun."

Ich hatte mal ein Vorstellungsgespräch welches 3 Minuten dauerte. Auf die Frage wie ich meine Arbeit so organisiere hab ich geantwortet:

"Ich bin ein fauler Mensch. Wenn mir eine Aufgabe übertragen wird analysiere ich das Problem und wähle die effizientesten Schritte. Wenn es dann mal möglich ist Freitags früher Feierabend zu machen freue ich mich."

"Sie sind eingestellt."

War eine Stelle mit Gehalt statt Stundenlohn.

In dieser Firma bekam ich auch hin und wieder eine Auswahl von Bewerbungsmappen vorgelegt - zu jedem Kandidaten sollte ich mal ein, zwei Sätze Bauchgefühl schreiben.

Bei Sätzen im Zeugniss wie z.B. "...betreute die Getränkeabteilung und wickelte eigenständig die Logistik ab..." war klar das es eine Vertrauenswürdige Person war (bei mehrjähriger Betriebszugehörigkeit).

Ob dann im Zeugniss vollste oder nur volle Zufriedenheit geäussert wurde war mir egal.

Denn nicht alle Vorgesetzten können auch wirklich ein Zeugniss erstellen, und sollte es Absicht gewesen sein das nur "volle" verwendet wurde mag dies auch andere Gründe gehabt haben. Manche haben auch überzogene Anforderungen. Oder der Schwippschwager vom Chef gammelt schon ewig unkündbar durch fremde Abeilungen und erschwert koordiniertes Arbeiten. Oder oder oder...

Für den Rest ist dann das Vorstellungsgespräch da.

Chimäre am :

So ganz aus den Augen verlieren sollte man nicht, dass Zeugnisse, die vor lobenden Superlativen triefen, oft eher negativ ausgelegt werden - eben gerade, weil sie nicht selten in dieser Form ausgestellt werden, um einen unliebsamen Mitarbeiter ohne weitere Diskussionen oder gar arbeitsrechtlichen Streitereien loszuwerden.

Du tust also jenen, denen du tatsächlich ein gutes Zeugnis ausstellen willst, damit nicht unbedingt einen großen Gefallen. Ein ehrlich formuliertes Zeugnis (wie auch von Draalo schon erwähnt) ist da sehr viel hilfreicher.

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